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Schmerzmittel bei Migräne: Welche gibt es?

Schmerzmittel stellen bei der Behandlung von Migräne eine wichtige Säule dar. Vor allem bei einer leichten bis mittleren Migräne-Attacke können freiverkäufliche Schmerztabletten Linderung verschaffen. Wir informieren dich hier, welche Schmerzmittel bei Migräne geeignet sind und was du zu Wirkung, Einnahme und Nebenwirkungen wissen musst.

Inhaltsverzeichnis:

Eine Frau hält ein Glas Wasser und Schmerzmittel gegen ihre Migräne in den Händen.
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Was sind Schmerzmittel (Analgetika) und wie wirken sie?

Welche große Rolle Schmerzmittel bei der Behandlung von Migräne einnehmen und wie wichtig deshalb die Aufklärung darüber ist, zeigen folgende Zahlen: Nur circa 15 Prozent der Betroffenen suchen bei Kopfschmerzen das Gespräch mit ihrem Arzt.1 Knapp 65 Prozent vertrauen stattdessen darauf, ihre Beschwerden mit freiverkäuflichen Schmerzmitteln selbst in den Griff zu bekommen.2

Umso bedeutsamer ist es daher, dass sich Migräne-Patienten darüber informieren, wie Schmerzmittel überhaupt ihre Wirkung entfalten. In der Fachsprache heißen alle Medikamente, die eine schmerzstillende oder -lindernde Wirkung haben, Analgetika. Sie werden in unterschiedliche Untergruppen eingeteilt, je nachdem, über welche biochemischen Mechanismen sie im Körper ihren Effekt entfalten.

Zur Behandlung von Migräne kommen hauptsächlich Schmerzmittel aus der Gruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika, kurz NSAR, zum Einsatz. Die Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie nennt dabei die Wirkstoffe Acetylsalicylsäure (ASS) und Ibuprofen als erste Wahl zur Migräne-Therapie.3

NSAR wie Acetylsalicylsäure oder Ibuprofen greifen in die Schmerzweiterleitung des Körpers ein. Sendet zum Beispiel der Kopf ein Schmerzsignal, dann wird dieses über spezielle Botenstoffe, genannt Prostaglandine, an die Nerven weitergeleitet. Hier greifen NSAR ein: Sie hemmen die Herstellung der Prostaglandine, indem sie ein Enzym, die Cyclooxygenase-2 (COX-2), blockieren. Die Schmerzweiterleitung wird unterbrochen und das Schmerzempfinden lässt nach. Die Schmerzmittel beseitigen also nicht die Ursache des Schmerzes, aber sie helfen, ihn weniger stark oder gar nicht mehr zu fühlen. Daneben wirken NSAR auch entzündungshemmend und fiebersenkend.

Vorsicht vor Nebenwirkungen

Auch wenn Schmerzmittel einen Segen für Migräne-Patienten darstellen, gilt es, das richtige Mittelmaß zu finden. Zwar können sie das Leiden bei einer Migräne-Attacke deutlich vermindern, aber auch zu Nebenwirkungen führen. Da NSAR die Herstellung der Prostaglandine im gesamten Körper hemmen, kommt es gelegentlich zu Schädigungen der Schleimhaut im Magen und Zwölffingerdarm. Zudem kann Acetylsalicylsäure die Blutgerinnung beeinträchtigen, was die Blutungsneigung erhöht. Sprich daher unbedingt mit deinem Arzt, welcher Wirkstoff in welcher Dosis für dich geeignet ist.

Wann nehme ich Schmerzmittel bei Migräne ein?

Eine leichte bis mittelschwere Migräne-Attacke kann mit freiverkäuflichen Schmerzmitteln behandelt werden. Doch wie lässt sich eine leichte Migräne von einer schweren abgrenzen?

Diese Anhaltspunkte sprechen für die leichte Form:

  • Die Kopfschmerzintensität steigert sich langsam.
  • Aura-Symptome wie Flimmern oder Lichtblitze im Blickfeld sind nur gering ausgeprägt oder fehlen gänzlich.
  • Die Übelkeit hält sich in Grenzen, Erbrechen bleibt aus.
  • Die Stärke der Schmerzen wird insgesamt als leicht bis mittelgradig eingestuft.

Mit medikamentösen Maßnahmen kann unter Umständen auch bereits dann begonnen werden, wenn vor der Haupt-Kopfschmerzphase Ankündigungssymptome auftreten. Das können sein:

  • Stimmungsschwankungen
  • Hyperaktivität
  • erhöhter Appetit
  • ausgeprägtes Gähnen

Die Medikamente vor der Schmerzphase einzunehmen, empfehlen Ärzte aber nur den Patienten, die ihren Körper gut kennen, die über eine gute Medikamentenverträglichkeit berichten und bei denen nicht die Gefahr eines Schmerzmittelübergebrauchs besteht.

Ansonsten solltest du Schmerzmittel so früh wie möglich einnehmen, also zu Beginn der Kopfschmerzphase. Während einer Migräne-Attacke kann es zu Aufnahmestörungen in Magen und Darm kommen, sodass die Medikamente oftmals ihre volle Wirkung nicht entfalten. Zudem ist es wichtig, eine ausreichende Menge der Substanz zu verwenden.

Lies vor der Einnahme immer die Packungsbeilage der Schmerzmittel und überschreite niemals die angegebene tägliche Höchstdosierung. Kündigt sich eine schwere Migräne an, eignen sich Triptane. Diese Präparate wurden extra zur Migräne-Therapie entwickelt.

Hinweis: Bevor du eine Selbstmedikation bei Migräne startest, sprich zunächst mit einem Arzt. Schmerzmittel sollten maximal an zehn Tagen im Monat eingenommen werden. So lassen sich unerwünschte Nebenwirkungen vermeiden und die Gefahr von Kopfschmerzen sinkt, die nach der übermäßigen Einnahme von Schmerzmitteln entstehen können.4

Schmerzmittel lassen sich in unterschiedlichen Darreichungsformen erwerben: von klassischen Tabletten zum Schlucken bis hin zu Brausetabletten, Pulver, Kautabletten oder Tropfen stehen die Patienten vor einer großen Auswahl. Tatsächlich macht es einen Unterschied, auf welche Form du zurückgreifst.

Migräne-Experten empfehlen flüssige Varianten wie Brausetabletten.5 Weil der Wirkstoff schon gelöst ist, wird er schneller vom Körper aufgenommen und kann zügig wirken. Zudem verteilt sich das Schmerzmittel gut im Magen und ist somit besser verträglich. Bei einer Tablette hingegen entsteht zunächst punktuell eine hohe Konzentration des Wirkstoffs an der Magenschleimhaut, was Reizungen begünstigen kann.

Schmerzmittel bei Migräne: Glas mit sprudelnder Brausetablette.
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Weiterhin sind

  • Kautabletten
  • Tropfen oder
  • Säfte zur Selbstmedikation bei Migräne ratsam.

Bei Erbrechen kannst du auch auf Schmerzmittel-Zäpfchen zurückgreifen. Möchtest du eine Tablette zum Schlucken einnehmen, achte darauf, hinterher ein bis zwei große Gläser Wasser zu trinken. Ansonsten erhöht sich die Gefahr, dass das Medikament zu lang im Magen verbleibt und dort zu Reizungen führt.

Bei Migräne: Kombination von Schmerzmitteln und Antiemetika

Um die möglichen Migräne-Symptome Übelkeit und Brechreiz zu unterdrücken, kann vor dem Schmerzmittel bei Migräne auch ein sogenanntes Antiemetikum eingenommen werden.

Die Vorteile:

  • Die Wirkstoffe bekämpfen Übelkeit und Erbrechen.
  • Die Magen- und Darmaktivität normalisiert sich.
  • Die Aufnahme von anderen Medikamenten, zum Beispiel des Schmerzmittels, verbessert sich.

Geh generell folgendermaßen vor: Nimm das Antiemetikum ein, warte circa zehn Minuten ab, um das Medikament wirken zu lassen, und wende dann das Schmerzmittel an.6

Migräne-Therapie mit Schmerzmitteln – Mono und Kombi

Schmerzmittel gegen Migräne lassen sich in zwei Gruppen unterteilen: in Mono- und Kombinationespräparate. Monopräparate enthalten einen Wirkstoff, Kombinationspräparate mehrere. Wissenswerte Fakten zu den beiden Gruppen haben wir hier für dich zusammengestellt.

Monopräparate

Bei einer akuten Migräne-Attacke sollten Betroffene zunächst ein Monopräparat wie ASS oder Ibuprofen verwenden.7 Das belastet den Körper am geringsten. Wenn sich allerdings die Symptome nicht bessern, kann ein Kombinationspräparat probiert werden.

Kombipräparate

Sie enthalten entweder zusätzlich Substanzen wie Koffein oder Vitamin C, welche die Wirkung des Schmerzmittels unterstützen sollen, oder mehrere Analgetika in Kombination. Schmerzmittel mit Koffein sind laut Studien zwar etwas wirksamer als Monopräparate, erhöhen möglicherweise aber auch das Risiko für einen medikamenteninduzierten Kopfschmerz.8

Weiterhin können bei einem Medikament mit zwei oder drei Kombinationspartnern Nebenwirkungen aller verwendeten Wirkstoffe auftreten. Außerdem sind die Anteile der schmerzlindernden Wirkstoffe in Kombinationspräparaten häufig zu gering, um bei Migräne ausreichend zu wirken. Das wiederum verleitet dazu, mehr Tabletten einzunehmen und somit ungewollt auch die Dosis von Begleitstoffen wie Koffein zu steigern. Bitte besprich mit deinem behandelnden Arzt, welche Wirkstoffe – unter Abwägung der Medikamentenverträglichkeit – in deinem individuellen Fall zu bevorzugen sind.

Schmerzmittel wirken bei Migräne und Kopfschmerzen nicht – was tun?

Es gibt unterschiedliche Ursachen, warum Schmerzmittel manchmal bei Kopfschmerzen nicht wirken. Achte auf die folgenden Dinge, damit die Wirkstoffe ihren vollen Effekt entfalten können:

  • Nimm das Schmerzmittel möglichst frühzeitig und in ausreichender Dosierung ein.
  • Trink viel.
  • Anschließend ruhe dich aus, am besten in einem ruhigen und abgedunkelten Zimmer. Das unterstützt die Wirkung, da der Körper sich entspannen kann.

Zudem kannst du die Möglichkeiten einer nicht-medikamentösen Behandlung der Migräne nutzen. Dazu gehört unter anderem die Anwendung eines Entspannungsverfahrens wie der progressiven Muskelentspannung.

Scheue dich nicht davor, einen Arzt aufzusuchen. Er kann Triptane verschreiben oder dich über die verschiedenen Formen der Prophylaxe von Migräne-Attacken aufklären.

Worauf ist bei der Einnahme von Schmerzmitteln gegen Migräne noch zu achten?

Schmerzen muss niemand einfach aushalten, auch Migräne-Patienten brauchen ihre Beschwerden nicht hinzunehmen. Daher hier noch ein paar Hinweise zur Schmerzmitteleinnahme.

So besser nicht: Don´ts der Schmerzmitteleinnahme

Folgende sind Negativbeispiele, welche die Einnahme von Schmerzmitteln betreffen. Vermeide es,

  • Dosierungsempfehlungen zu ignorieren,
  • über einen längeren Zeitraum Medikamente einzunehmen, von denen du merkst, dass sie nicht wirken, oder
  • zu schnell zwischen verschiedenen Wirkstoffen hin- und herzuwechseln, vor allem nicht, ohne dies vorher mit dem Arzt abzusprechen.

8,3 Millionen Deutsche nehmen durchschnittlich Kopfschmerztabletten, und das jeden Tag.9 Das kann auch gefährlich werden: Leiste daher selbst einen wesentlichen Beitrag dazu, nicht an medikamenteninduziertem Dauerkopfschmerz zu erkranken – durch eine verantwortungsvolle und kontrollierte Medikamenteneinnahme.

Do´s der Schmerzmitteleinnahme

Versuche diese allgemeinen Tipps zu beachten, wenn du bei Migräne Schmerzmittel einnimmst:

  • Statt selbst mit der Dosis des Schmerzmittels bei Migräne zu experimentieren, solltest du dich an die ärztliche Empfehlung halten.
  • Bestimmte Wirkstoffe dürfen bei Vorerkrankungen wie Magen-Darm-Geschwüren oder einer erhöhten Blutungsneigung nicht oder nur unter ärztlicher Überwachung eingenommen werden. Daher ist es wichtig, den behandelnden Arzt über bestehende Krankheiten zu informieren.

Auch wenn die Migräne, vor allem in ihrer chronischen Form, sehr belastend sein kann, brauchst du die Hoffnung nicht aufzugeben, eine wirksame Therapie zu finden. Manche Patienten müssen erst verschiedene Mittel und Wirkstoffe testen, bevor sie eine gute Behandlung für sich entdecken. Achte außerdem darauf, deine persönlichen Migräne-Auslöser zu vermeiden und führe ein Migräne-Tagebuch, um deine Erkrankung besser kennenzulernen.

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Quellen

1Göbel H.: Migräne: Diagnostik, Therapie, Prävention; 2012, Springer, Berlin [u.a.], S. 4.
2ebd.
3Diener H.-C., Gaul C., Kropp P. et al. (2018): Therapie der Migräneattacke und Prophylaxe der Migräne, S1-
Leitlinie. in: Deutsche Gesellschaft für Neurologie (Hrsg.), Leitlinien für Diagnostik und Therapie
in der Neurologie. S. 19.
4Schmerzklinik Kiel: Die richtige Selbstbehandlung. Abgerufen unter: https://schmerzklinik.de/service-fuer-patienten/migraene-wissen/anfallsbehandlung/selbstmedikation/ (Stand: 05.03.2024). 
5Diener H.-C., Gaul C., Kropp P. et al. (2018): Therapie der Migräneattacke und Prophylaxe der Migräne, S1-
Leitlinie. in: Deutsche Gesellschaft für Neurologie (Hrsg.), Leitlinien für Diagnostik und Therapie
in der Neurologie. S. 20.
6Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft: Diagnostik, Akuttherapie und Prophylaxe der Migräne. Abgerufen unter: http://www.dmkg.de/patienten/medikamente/medikamente-gegen-migraene.html (Stand: 05.03.2024).
7Bischoff A. (1997): Deutsche Kopfschmerzgesellschaft: Monopräparate bevorzugt verordnen. Deutsches Ärzteblatt 94(46). Abgerufen unter: https://www.aerzteblatt.de/archiv/8454/Deutsche-Kopfschmerz-Gesellschaft-Monopraeparate-bevorzugt-verordnen (Stand: 05.03.2024).
8Der Arzneimittelbrief: Pharmakotherapie der Migräne bei Erwachsenen. Abgerufen unter: https://www.rosenfluh.ch/media/arsmedici/2018/09/Pharmakotherapie-der-Migraene-bei-Erwachsenen.pdf (Stand: 05.03.2024).
9Göbel, H: Migräne: Diagnostik, Therapie, Prävention; 2012, Springer, Berlin [u.a.], S. 4.