Sie scheinen eine veraltete Version der Internet Explorers zu verwenden, die von dieser Webseite nicht unterstützt wird. Bitte nutzen Sie einen Browser wie zum Beispiel Microsoft Edge, Chrome, Firefox oder Safari in einer aktuellen Version.

Adobe Stock, sebra, 281919292

Migräne im Alter

Migräne unterliegt im Laufe des Lebens immer wieder Veränderungen. Im Alter berichten viele Patienten, dass sich die Kopfschmerzerkrankung bessert. Dennoch muss das nicht sein. Vorsicht ist geboten, wenn ältere Menschen zum ersten Mal über Migräne klagen. Zudem bedarf die Behandlung einiger Besonderheiten. Wir klären dich über die vielen Aspekte der Migräne im Alter umfassend auf!

Was möchtest du wissen?

Frau mit Migräne im Alter hält sich den Kopf.
AdobeStock_144984833_pololia

Nimmt Migräne im Alter ab oder wird sie gar schlimmer?

Ein Großteil der Patienten erhält die Diagnose Migräne bereits im Jugendalter oder als junge Erwachsene.1 Auch wenn Migräne nicht heilbar ist, unterliegt sie jedoch oftmals stetigen Veränderungen. So können die einzelnen Attacken nicht nur völlig unterschiedlich ablaufen, sondern phasenweise häufiger beziehungsweise seltener auftreten.2 Im Alter beobachten Experten die Tendenz, dass Migräne abnimmt und bei einigen Patienten sogar ganz verschwindet. Dazu ändert sich zumeist die Ausprägung der Attacken. Dies können typische Veränderungen der Migräne im Alter sein:

  • Die Kopfschmerzzeiten verkürzen sich.
  • Begleitsymptome wie Übelkeit oder Lichtempfindlichkeit sind schwächer ausgeprägt.
  • Bei Patienten, die in jüngeren Jahren an Migräne mit Aura gelitten haben, kommt es im Alter manchmal zu Auraerscheinungen, aber ohne das Kopfschmerzen entstehen.3

Warum sich bei vielen Menschen die Migräne im Alter abschwächt, ist bisher noch ungeklärt. Ein Faktor könnten, zumindest bei Frauen, die Wechseljahre sein. Sind diese überstanden, fällt die monatliche Schwankung des Hormons Östrogen weg, ein häufiger Trigger für Migräne. Jedoch existiert auch eine kleine Patientengruppe, bei der Migräne im Alter unverändert bleibt oder gar schlimmer wird.

Gut zu wissen: Wenn migräneartige Kopfschmerzen im Alter zum ersten Mal auftreten, sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden. Nur selten entsteht Migräne als Neuerkrankung nach dem 45. Lebensjahr.5 Vielmehr stecken häufig andere Ursachen hinter den Beschwerden.

Kopfschmerzen im Alter: Migräne oder andere Ursachen?

Auch wenn die Migräneneigung bei älteren Menschen eher sinkt, leiden auch sie unter Kopfschmerzen. Untersuchungen zeigen dabei, dass sich die Ursachen ändern. Im Alter treten Kopfschmerzen vorranging als Folge einer anderen Erkrankung auf. Fachleute sprechen von sekundären Kopfschmerzen. Mögliche Ursachen sind unter anderem:6,7

  • schlecht angepasste Brillengläser
  • Schlafapnoe (nächtliche Atemaussetzer)
  • Bluthochdruck
  • Neuralgien (Nervenschmerzen)
  • Neuropathien (Nervenerkrankung)
  • Nebenwirkung von Arzneimitteln

Dazu leiden Menschen im höheren Alter nicht selten an Spannungskopfschmerzen. Dahinter stecken mitunter Verspannungen der Halswirbelsäule oder depressive Verstimmungen. Auch die besonders heftigen Clusterkopfschmerzen können bei Senioren auftreten, jedoch selten zum ersten Mal. Da sie kaum bekannt sind, fällt manchmal die Diagnose schwer. 

Kopfschmerzen, die anfallartig erscheinen, besonders stark sind oder ungewöhnlich verlaufen, gehören in ärztliche Behandlung. Denn nur so kann ermittelt werden, ob eine schwerwiegende Erkrankung ursächlich ist und welche Behandlung erfolgen sollte.

Migräne mit Aura im Alter

Als Aura bezeichnen Mediziner Wahrnehmungsstörungen, die typischerweise vor den eigentlichen Kopfschmerzen auftreten. Betroffene sehen dann zum Beispiel gezackte Linien oder Blitzlichter. Darüber hinaus sind Sprach- oder Gefühlsstörungen möglich. Bei älteren Menschen können visuelle Erscheinungen oftmals auch ohne Kopfschmerzen entstehen. Nicht immer sind sie einer Migräne zuzuschreiben, vor allem dann nicht, wenn sie zuvor noch nie aufgetreten sind. Es können zum einen harmlose Ursachen dahinterstecken, aber ebenso ernsthafte. Vor allem ein Schlaganfall äußert sich ähnlich, zudem kann eine Aura in einen Schlaganfall übergehen (migränöser Infarkt). Daher ist es wichtig, bei ungewöhnlichen

  • Sehstörungen,
  • Taubheitsgefühlen,
  • Gleichgewichtsstörungen und ähnlichen Auffälligkeiten

einen Arzt aufzusuchen. Auch wenn die Symptome länger als 60 Minuten anhalten, kann ein migränöser Infarkt ursächlich sein.8 Der Arzt führt möglicherweise ein MRT (Magnetresonanztomographie) durch, um zu ermitteln, welcher Auslöser hinter den Beschwerden steckt.

Wichtig: Patienten, die an einer Migräne mit Aura leiden, haben ein erhöhtes Risiko für einen Schlaganfall. Das betrifft vor allem Personen, die mit einem Alter von über 50 Jahren an Migräne mit Aura erstmalig erkranken.9 Daher sollten sie bei ungewöhnlichen Symptomen nicht zögern und schnellstmöglich einen Arzt aufsuchen.

Besonderheiten der Behandlung bei Migräne im Alter

Zur medikamentösen Behandlung von Migräne kommen vorrangig Schmerzmittel aus der Gruppe der nicht steroidalen Antirheumatika (NSAR) sowie Triptane zum Einsatz. Für ältere Migränepatienten müssen jedoch einige Punkte vor der Anwendung beachtet werden:10,11

  • Funktionsstörungen der Nieren oder der Leber können eine veränderte Wirksamkeit der Medikamente hervorrufen. Vorerkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck müssen besondere Beachtung finden.
  • Augenmerk sollte auf mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, zum Beispiel Psychopharmaka oder Herz-Kreislauf-Mittel, gelegt werden.
  • Patienten, die unter Gefäßerkrankungen leiden, beispielsweise der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK), dürfen keine Triptane einnehmen. Der Grund: Triptane haben eine gefäßverengende Wirkung, was bestehende Durchblutungsstörungen verschlimmern kann.
  • Wenn die Person mit Migräne im Alter über 65 Jahre ist und zuvor noch keine Triptane erhalten hat, sollte damit in der Regel auch nicht mehr begonnen werden.

Zudem können Nebenwirkungen der Migränemittel bei Senioren stärker ausfallen als in jungen Jahren. 

Migräne-Prophylaxe im Alter

Leiden ältere Menschen häufig unter Migräne oder wird die Erkrankung gar chronisch, sollte über Maßnahmen zur Vorbeugung nachgedacht werden. Allerdings weichen auch hier die Empfehlungen gegenüber jungen Patienten ab. Das Problem: Studien zur Wirksamkeit der Migräne-Prophylaxe ab einem Alter vom 65 Jahren gibt es nicht. Fachleute raten dazu, bei der Auswahl der Substanzen auf mögliche Nebenwirkungen zu achten und den Gesundheitszustand des Patienten zu berücksichtigen. So sollten Diabetiker möglichst keine Betablocker zur Migräne-Prophylaxe erhalten.12 Ab vier Migränetagen im Monat besteht die Möglichkeit, auf eine spezielle Antikörpertherapie zurückzugreifen. In einem Arztgespräch können sich Betroffene über ihre Möglichkeiten zur Vorbeugung informieren.

Dazu ist es im höheren Alter ebenfalls empfehlenswert, auf einen gesunden Lebensstil zu achten. Mit einer

lassen sich einige der typischen Trigger umgehen. Auch für das Erlernen einer Entspannungstechnik ist man nie zu alt. Autogenes Training oder die progressive Muskelentspannung nach Jacobson haben sich da bewährt. 

Paar macht Sport gegen Migräne im Alter.
AdobeStock_253263263_NDABCREATIVITY

Das könnte dich auch interessieren

Mann sitzt auf einem Stuhl im Büro und führt eine Migräne-Übung durch.
AdobeStock_189344943

Einfache Übungen

Eine entspannte Nackenmuskulatur und Halswirbelsäule beugen einer Migräne-Attacke vor. Was kannst du dafür tun?

Arztkommunikation
Adobe Stock, sepy , 140321224

Beim Arzt

Du musst Migräne-Schmerzen nicht einfach aushalten. Hol dir professionelle Hilfe!

Schweregrade
Adobe Stock, eggeeggjiew, 164524020

Besondere Migräne-Formen

Die Migräne hat viele Gesichter. Welche Sonderformen gibt es, wen betreffen sie und wie äußern sie sich?

Quellen

1Totzeck A. und Diener H. C. (2016): Migräne. In: Kopfschmerzen. Gaul C. und Diener H.C. (Hrsg.). Stuttgart: Georg Thieme Verlag. S. 64.
2ebd. S. 65.
3Kaube H. (2011): Migräne im Alter: Besonderheiten und Therapie. NeuroGeriatrie 2. Abgerufen unter: https://www.hippocampus.de/media/316/cms_4e31489694a58.pdf (Stand: 05.03.2024).
4Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (2005): Kopfschmerz bei älteren Menschen. Abgerufen unter: https://www.dmkg.de/files/dmkg.de/patienten/Download/kosalter.pdf (Stand: 05.03.2024).
5Totzeck A. und Diener H. C. (2016): Migräne. In: Kopfschmerzen. Gaul C. und Diener H.C. (Hrsg.). Stuttgart: Georg Thieme Verlag. S. 64.
6Kaube H. (2011): Migräne im Alter: Besonderheiten und Therapie. NeuroGeriatrie 2. Abgerufen unter: https://www.hippocampus.de/media/316/cms_4e31489694a58.pdf (Stand: 05.03.2024).
7Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (2005): Kopfschmerz bei älteren Menschen. Abgerufen unter: https://www.dmkg.de/files/dmkg.de/patienten/Download/kosalter.pdf (Stand: 05.03.2024).
8Internationale Kopfschmerzgesellschaft (IHS) Klassifikation ICHD-3. Abgerufen unter: https://ichd-3.org/de/1-migrane/1-4-migraenekomplikationen/1-4-3-migraenoeser-infarkt/ (Stand: 05.03.2024).
9X. Michelle Androulakis, MS Souvik Sen, MS Nishanth Kodumuri et al. (2019): Migraine Age of Onset and Association With Ischemic Stroke in Late Life: 20 Years Follow‐Up in ARIC. Headache 59 (4). S. 556-566. Abgerufen unter: https://headachejournal.onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1111/head.13468 (Stand: 05.03.2024).
10Hinneburg I. (2013): Selbstmedikation bei Kopfschmerzen – Eigeschränkte Optionen im Alter. Pharmazeutische Zeitung 18 (2013). Abgerufen unter: https://www.pharmazeutische-zeitung.de/ausgabe-182013/eingeschraenkte-optionen-im-alter/ (Stand: 05.03.2024). 
11Kaube H. (2011): Migräne im Alter: Besonderheiten und Therapie. NeuroGeriatrie 2. Abgerufen unter: https://www.hippocampus.de/media/316/cms_4e31489694a58.pdf (Stand: 05.03.2024).
12Hinneburg I. (2013): Selbstmedikation bei Kopfschmerzen – Eigeschränkte Optionen im Alter. Pharmazeutische Zeitung 18 (2013). Abgerufen unter: https://www.pharmazeutische-zeitung.de/ausgabe-182013/eingeschraenkte-optionen-im-alter/ (Stand: 05.03.2024).